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Infected I'm now, just a human wreck.« Sterben gehört zu den weniger schlimmen Dingen. Unachtsamkeit, Frohsinn und der Wille zu helfen brach ihm das Genick und hinterließ eine zuckende Hülle, feine Blutstropfen auf dem rauen Pflasterstein alter Tage und formte aus einem Menschen etwas Untotes; etwas widernatürliches. Etwas unmenschliches. Neunzehn Jahre, ein Freigeist, ein Sonnenliebhaber, ein Junge auf dem steilen Weg ein Mann zu werden verdammt das Leben zu führen, das derjenige, der ihm jedwede Entscheidung nahm, in vollen Zügen genoss, die Dunkelheit als eine Verbündete sah und nicht als Möglichkeit sämtlicher teuflischer Kreaturen aus ihren Löchen zu kriechen. Er wachte über seinen Jungen. Neugierig, ungeduldig, aber wie hätte er ahnen können, dass er dieses Geschenk ablehnte und sich seit dem ersten Moment seines unsterblichen Lebens erneut nur nach der Sonne sehnte? Gar nicht. Und deshalb verließ er ihn.Into the dark I'm calling out your name. 'Cause we will never part, forever in your pain. Into the dark, this world won't be the same. 'Cause we will never part, forever in my pain.
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ein Schaf unter RaubtierenEine einfache Existenz fand Verderben in nächtlicher Dunkelheit und kriecht auf allen Vieren bis in die Ewigkeit. Raphael wurde in schlichten Verhältnissen geboren, hatte das Licht geschätzt und die Nacht zuweilen gefürchtet, ohne wirklich zu wissen, weshalb. Sein Stammbaum ist nicht interessant, auch nicht besonders lang. Seine Eltern stammen aus ärmlichen Verhältnissen und haben sich die Finger blutig gearbeitet, den Rücken krumm geschuftet und all ihre Liebe in den Nachwuchs investiert. Und waren untröstlich, als ihr ältester Sohn auf einmal spurlos verschwand. Der Mutter brach es das Herz, dem Vater den Lebenswillen und seinen wenigen Geschwistern die Zukunft. Sie wussten nicht, dass er sich durch die Wälder quälte, Kleingetier in seinem unstillbaren Durst bis auf den letzten Tropfen Blut aussaugte und sich weinerlich nach der Sonne sehnte. Die ersten Tage, Monate und Jahre waren eine Qual, ein Dahinsiechen, stets zwischen Feuer und Kälte, aber nie mutig genug sich für eine Seite zu entscheiden. Er hat seine Familie nie wieder gesehen, nie. Nach Jahrzehnten waren es nur ihre Gräber die er aufsuchte und wo er stumm um Verzeihung bettelte, nicht mehr zurückgekehrt zu sein, ganz gleich was aus ihm geworden war. Er hatte Curmont nie verlassen, nur in den Schatten gelebt, versucht seinen Durst zu stillen und war bei Tieren geblieben. Ganz zum Missfallen aller anderen Scharfzähne, die ihn umgaben.
Ein anderes Umfeld und das Stoppen der Selbstgeißelung brachte Besserung. Alte Züge, Empfindungen und Wünsche kehrten in den nunmehr vampirischen Geist zurück und verschönten in manchen Momenten die Wahrheit, ohne Hoffnung auf eine Rückkehr in das alte Leben zu erwecken. Er hatte seinen Weg entdeckt, schmal und gewunden, aber erträglich und hatte sich nicht einmal von einer menschlichen Kehle genährt. Das würde er auch nicht. Gleich wie schal tierisches schmeckte und wie viel Missfallen er bei anderen weckte. Es sollte sie nicht kümmern, ebenso wenig kümmerte er sich um deren Opfer – nur ein Mensch durfte niemals zu einem werden.
Grace. Der Mensch im Schloss, so schön, so jung und ... seit langem der einzige Mensch, der ihm nicht mehr aus dem Kopf geht.