Neglected seed: Angespannt und schwierig, so würde jeder normaldenkende und außenstehende Mensch von unserer Familie reden. Ich, als Sohn, bevorzuge den Ausdruck »beschissen«, ganz einfach. Mehr muss man über die Martins gar nicht wissen, aber tratschende Nachbarn zum Schweigen zu bringen – besonders die alte Schachtel, die ihre Wohnecke entweder durch den Spion beobachtet oder gleich schamlos aus dem Fenster glotzt – ist ein wenig anstrengender als meinen Eltern lieb ist, also haben sie jegliche Gerüchte einfach ziehen lassen. Die halbe Nachbarschaft wusste, wann sie sich wieder stritten, wann Porzellan flog, wann der Sir Martins die Haustür auftrat und seinen Frust an irgendwelchen anderen Frauen ausließ, der er an der kurzen Leine hielt und von denen seine Frau, meine Mutter, auch wusste. Sie hatte es so hingenommen und war vielleicht etwas niedergeschlagen, aber so wie sich gelegentlich ihr Mann in den schmerzlindernden Alkohol flüchtet und ihr Gemecker hinnimmt, stürzt sie sich in ihre Arbeit. Nein, nicht Hausmütterchen sein, sie besaß bis zu meinem 18ten Lebensjahr ein kleines Nähgeschäft. Ihr Versuch zu vergessen wie scheiße es zu Hause läuft, wie ihre Kinder langsam verkommen, ihr Mann sich immer jüngere Frauen sucht und ihr ältester Sohn schon mit 15 so sehr auf die schiefe Bahn gerät, dass es mehrmals im Monat vorkam, dass sie ihn bei der Polizei abholen durfte oder er mit zwei Beamten vor der Haustür stand. Diebstahl und aus Lust und Laune begonnene Schlägereien waren ganz oben auf der Liste.

Slap on the wrist, smack in the face: Auch wenn man glauben kann, dass wir in unserer Kindheit geschlagen wurden, hat weder Mister Martins noch Misses Martins je Hand an uns gelegt. Aber wie sie vor uns lebten hat ohnehin jede Dresche wett gemacht und uns zu schlimmerem hat werden lassen. Ich entschied meinen Frust, der sich im nicht ganz normalen Familienalltag aufbaute, an anderen auszulassen und es war mir dabei völlig egal, ob ich danach selbst aussah wie ein Haufen knorpeliger Masse. Jeder braucht ein Ventil, oder? Und das war meines. Ich arbeite daran Hausverbot in allen möglichen Läden zu bekommen und bemühe mich nicht den gleichen Fehler wie mein Vater zu machen. Immerhin – er hat es doch prima vorgelebt; eine Frau zu haben reicht nicht oder bringt nur Probleme mit sich. Ein, zwei, drei oder sich vier zu halten war normal. Anders als er binde ich mir keinen Klotz ans Bein, sondern wälze mich einmal mit der nächstbesten Schönheit durch ihr Bett und bleibe nicht mal bis zum Frühstück. Das erspart jedes Beziehungsblabla und wer würde sich schon an eine einzige binden, wenn man stattdessen so viele haben kann, wie man will?



I never asked to be here: So. Verkorkster kann der Anfang meines Lebens also nicht sein, ich mit meinen 20 Jahren, schlechtem Schulabschluss und der Null-Bock-Einstellung habe von meinem Onkel – bildlich gesprochen – aufs Maul bekommen und arbeite seitdem bei ihm in der Werkstatt. Irgendwo muss die Kohle ja herkommen, richtig? Nicht der Traumjob schlechthin, trotzdem besser als nichts. Und hey, ich muss keine Kinder durchfüttern, keiner Frau ständig irgendwelchen nutzlosen Kram kaufen oder sonstetwas – auf mich alleine gestellt und mit der Freiheit tun und lassen zu können was ich will, lebt es sich gut. Und ich wäre schön blöd, wenn ich mir das durch irgendwas kaputt machen lassen.

It's because of you I'm dead inside: Apropos kaputt machen – hab doch 'ne Freundin. Aber Monogamie lag mir noch nie und was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß.


Zane Martins // human // 20 years // motorcar mechanic // Josh Cuthbert